Ansprache von Premierminister Charles Michel bei der UN-Konferenz über den Klimawandel
Sehr geehrter Herr Generalsekretär,
sehr geehrte Staats- und Regierungschefs!
Seit jeher steht die Menschheit vor Herausforderungen.
Lassen Sie uns diese zu Chancen machen.
Wir müssen Verantwortung übernehmen. Jetzt und ohne abzuwarten.
Als Staats- und Regierungschefs haben wir eine immense Verantwortung. Gegenüber der jetzigen sowie allen künftigen Generationen.
Wachsam zu sein, genügt nicht. Wir müssen uns entschlossen zeigen.
Eine ehrgeizige Vereinbarung ist unverzichtbar. Scheitern ist keine Option mehr. Der Kampf gegen die Klimaerwärmung ist für unsere gemeinsame Zukunft überlebenswichtig. Für den Frieden. Für die Sicherheit. Und für die Entwicklung.
Ich danke Frankreich, dass es alles daran gesetzt hat, diesen Gipfel zu ermöglichen.
Frankreich hat auf diesem Treffen bestanden, obwohl es vor zwei Wochen Opfer von schweren terroristischen Attentaten war. Dies ist auch ein Zeichen dafür, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und auch in Zukunft unsere Werte, unsere Demokratien und unsere Freiheiten verteidigen werden.
Sehr geehrter Herr Generalsekretär,
sehr geehrte Staats- und Regierungschefs!
Wir besitzen hinreichend materielle, menschliche und intellektuelle Kapazitäten, um uns diesen Herausforderungen zu stellen.
Das haben wir in der Vergangenheit bewiesen, und wir beweisen es tagein, tagaus aufs Neue. Noch nie war die Welt in der Geschichte der Menschheit so reich wie heute. Doch besteht nach wie vor viel Ungleichheit.
Zu sagen, es gehe ein wenig besser, bedeutet nicht, dass es gut geht. Es bleibt noch ein enormer Weg. Die Gleichung, die es zu lösen gilt, besteht im Erhalt des natürlichen Gleichgewichts, ohne dabei das wirtschaftliche und soziale Vorankommen der Menschheit infrage zu stellen.
Die Klimaerwärmung betrifft so oder so, direkt oder indirekt, jeden von uns. Sie ist Vektor für Spannungen, Ungleichheiten und Krisen.
Manche Länder verspüren die negativen Folgen direkter als andere.
Dabei denke ich vor allem an die am wenigsten entwickelten Länder sowie die kleinen Inselstaaten unter den Entwicklungsländern. Diese müssen wir verstärkt unterstützen.
Sehr geehrter Herr Generalsekretär,
sehr geehrte Staats- und Regierungschefs!
Belgien ist fest entschlossen, sich an dieser globalen Anstrengung zu beteiligen. Sie wissen, dass die Europäische Union bei diesen Verhandlungen mit einer einzigen Stimme spricht.
Wir konzentrieren uns auf Forschung und Innovation. Der Privatsektor und die Hochschulen arbeiten an der Entwicklung alternativer Energien.
Auf allen Ebenen - föderal, regional und lokal - bekämpfen die Klimaerwärmung, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.
Ich möchte hier betonen, dass Belgien sich verpflichtet, bis 2020 die Treibhausgasemissionen im „Non ETS“-Bereich gegenüber 2005 um 15 % zu senken.
Was unsere Selbstverpflichtung bei den erneuerbaren Energien anbelangt, so besteht diese für 2020 in einem Anteil von 13 % des Bruttoendenergieverbrauchs Belgiens.
Auch die Klimafinanzierung steht mit Mittelpunkt unserer Diskussion hier in Paris.
In den beiden letzten Jahren hat Belgien zur Klimafinanzierung 175,6 Millionen Euro an die Entwicklungsländer überwiesen. Unser Beitrag zum Grünen Klimafonds belief sich auf 51,6 Millionen Euro.
Belgien verpflichtet sich zu einem jährlichen Beitrag in Höhe von 50 Millionen Euro bis 2020.
Wir plädieren für eine ebenso ehrgeizige wie verbindliche und ausgewogene Vereinbarung, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Wir möchten eine klare Zielsetzung im Rahmen einer dynamischen Vereinbarung.
Den Regierungen kommt bei der Ausarbeitung des politischen Rahmens eine Schlüsselfunktion zu. Wir müssen günstige Rahmenbedingungen sowie Anreize für eine ehrgeizige Klimapolitik schaffen.
Doch der Übergang zu einer emissionsarmen und klimafreundlichen Gesellschaft ist nur zu bewerkstelligen, wenn sich alle Beteiligten voll und ganz einbringen: Behörden vor Ort, Unternehmen, Anleger und die Zivilgesellschaft.
Sehr geehrter Herr Generalsekretär,
sehr geehrte Staats- und Regierungschefs!
Wir sind gegenüber den kommenden Generationen verantwortlich für das, was wir unternehmen.
Ebenso verantwortlich sind wir für unsere Hilfe, die wir der Bevölkerung in den Entwicklungsländern zukommen lassen.
Die extreme Energiearmut muss für uns alle eine Herausforderung sein. 1,3 Milliarden Menschen haben überhaupt keinen Zugang zur Stromversorgung und zwei Milliarden haben nur beschränkten Zugang.
Der Generalsekretär Ban Ki-Moon betonte letztlich, die Energie sei „der goldene Faden, der Wirtschaftswachstum, erhöhte soziale Gerechtigkeit und den Erhalt der Umwelt verbindet“.
Sehr geehrter Herr Generalsekretär,
sehr geehrte Staats- und Regierungschefs!
Das Schicksal der Menschheit liegt in unseren Händen. Es sind Beschlüsse und Aktionen gefordert.
Wir müssen Brücken schlagen, Konvergenzen schaffen und verlässliche Vereinbarungen untereinander treffen.
Diese Klimakonferenz COP 21 kann und muss der entscheidende Schritt dieses Jahrhunderts auf dem Weg zu einer von Frieden und Sicherheit geprägten, nachhaltigen Entwicklung sein.
Ich danke Ihnen.