Reden

Rede der Premierministerin

Meine Damen und Herren!

Bereits seit mehreren Wochen ist der Kampf gegen die Ausbreitung des Covid-19 in Belgien für uns alle zur täglichen Realität geworden.

Dies ist – so glaube ich – der Moment, um kurz einzuhalten und Bilanz zu ziehen.

Die Zeit, die wir derzeit durchleben, ist beispiellos und in vieler Hinsicht erschütternd.

Um Sie zu schützen, um die Menschen, die Sie lieben, zu schützen – ja, um die Gesellschaft als Ganzes zu schützen – mussten wir eine Reihe schwieriger Maßnahmen ergreifen, die unsere Gewohnheiten, unser soziales Leben und auch unsere Wirtschaft verändert haben.

Genau wie Sie schätze ich unsere Freiheiten bis in mein tiefstes Inneres.

Die Opfer, die wir bringen, sind erheblich und hart, besonders für Menschen, die allein sind.

Diese Opfer dürfen nicht umsonst sein.

Die Experten sind sich einig, dass die Auswirkungen unserer Anstrengungen auf die Ausbreitung des Virus in Belgien zu spüren sind.

Dies zeigt sich deutlich an mehreren Indikatoren wie der Ausbreitungsrate des Virus oder der Verdoppelung der belegten Betten in unseren Krankenhäusern.

Dies sind ermutigende Zahlen.

Dadurch konnten wir bisher eine Übersättigung unserer Krankenhäuser und insbesondere unserer Intensivstationen vermeiden.

Wir sind auch heute noch in der Lage, Patienten bei Bedarf an andere Einrichtungen weiterzuleiten.

Leider wissen wir, dass nach dem Höhepunkt der Ansteckungen, Krankenhausaufenthalte und nur allzu oft der Tod folgen.

Ich fürchte, die Mitteilungen der kommenden Wochen werden uns noch viel abverlangen.

Trotz allem dürfen wir alle mehr denn je in unseren Bemühungen nicht nachlassen.

Unser Wille wird täglich auf die Probe gestellt. Unsere Fähigkeit zu handeln ebenso.

Wir müssen durchhalten.

Ich glaube an unsere Fähigkeit, in schweren Zeiten zusammenzustehen, solidarisch zu sein.

Und wir alle haben die Möglichkeit, dies täglich auf allen Ebenen unter Beweis zu stellen.

Es ist unbedingt erforderlich, dass wir die uns alle belastenden Ausgangssperren und die soziale Distanzierung auch bei der Rückkehr des schönen Wetters weiterhin respektieren.

Es muss auch unter Beachtung der Anweisungen unserer Polizeikräfte erfolgen. Sie sind dazu da, Sie zu beschützen, nicht Sie zu belästigen.

Wie all jenen, die unser Land durch ihre Arbeit weiterführen, schulden wir ihnen Dank und Unterstützung.

Zu diesen Menschen gehören natürlich auch diejenigen, die in unserem Gesundheitssektor arbeiten.

Diejenigen, die uns Vorbild sind durch ihren außerordentlichen Mut, den sie tagein, tagaus unter Beweis stellen.

Wir wissen, dass Ihnen ihre Arbeitsbedingungen besonders am Herzen liegen.

Das gilt auch für uns.

Hüten wir uns vor den Folgen von Sprüchen der Art „Es reicht doch einfach …“ oder „Man braucht doch bloß ...“

Sicherlich ist Belgien ein Land mit enormen Kapazitäten, mit einem der weltweit am weitesten entwickelten Gesundheitssysteme.

Aber im gegenwärtigen internationalen Kontext haben selbst Länder wie das unsere Schwierigkeiten.

Der Mangel an medizinischer Ausrüstung ist Ausdruck dafür.

Unsicherheiten bei der Lieferung derartiger Ausrüstungsgegenstände sind leider zur Norm geworden.

Die Föderale Regierung, die föderierten Körperschaften und unsere Gesundheitsdienste kämpfen jeden Tag darum, Masken, hochwertige medizinische Geräte und Medikamente zu finden.

Auch wenn sich die Situation vor Ort eindeutig verbessert hat, ist sie für viele von uns natürlich noch immer unzureichend. Es gibt noch zahlreiche Hindernisse.

Dennoch konnte die Föderale Regierung beispielsweise bereits mehr als 50 Millionen Masken bestellen.

Diese Zahl berücksichtigt nicht die Bestellungen, die durch andere Akteure getätigt wurden.

Wie Sie sehen, wir alle arbeiten daran.

Auch unser König setzt sich aktiv ein. Er unterstützt uns bei all unseren Bemühungen über diplomatische Kanäle.

 

Wir arbeiten auch daran, unsere Diagnosekapazitäten durch die Entwicklung neuer Techniken aber auch durch die Erhöhung der Anzahl der Labore mit entsprechenden Testkapazitäten zu steigern.

Konnten wir vergangene Woche zwischen 4.000 und 5.000 Menschen pro Tag testen, so wird diese Zahl in der kommenden Woche auf 10.000 Personen steigen. Ziel ist es, diese Zahl in naher Zukunft vervielfachen zu können.

Dies ist das Ergebnis einer bemerkenswerten Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und Labors, auf die Belgien stolz sein kann.

Wir beabsichtigen, so viele Menschen wie möglich zu versorgen und zu testen, einschließlich derer, die dies bei der Wahrnehmung ihrer beruflichen Pflichten am meisten benötigen.

Dies erfolgt stets entsprechend den Prioritäten und in Anpassung an die Realitäten vor Ort.

Es ist keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit.

Was wir nicht aus dem Ausland importieren können, wollen wir selbst herstellen.

So haben wir uns mit dem pharmazeutischen Sektor, dem belgischen Textilsektor und dem Sektor für medizinische Ausrüstung getroffen, um zu prüfen, inwieweit wir diesbezügliche Initiativen starten können.

Obwohl die Gesundheit unserer Bürger weiterhin unsere Priorität ist, dürfen wir die sozioökonomischen Folgen der Coronavirus-Krise nicht aus den Augen lassen.

Diese werden noch lange nach der Normalisierung unserer Situation zu spüren sein.

Wir haben umgehend eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um ein Einkommen für Arbeitnehmer und Selbständige zu sichern, insbesondere durch die Kurzarbeit und das Überbrückungsgeld.

Auch Unternehmen wird über verschiedene Mechanismen geholfen.

Die Stützung der Wirtschaft heute ist der beste Weg, die Arbeitsplätze von morgen zu sichern.

Wir werden sie benötigen.

Weitere Maßnahmen werden insbesondere dem Gesundheitssektor zugutekommen.

 

Wie Sie sehen, haben wir zahlreiche Entscheidungen getroffen. Andere betreffen ebenso die Mobilität, die Asyl-Problematik und die Unterstützung der Schwächsten unter uns.

Diese Entscheidungen werden konzertiert auf Ebene der Föderalen Regierung mit Unterstützung des Parlaments und der Sozialpartner getroffen.

Aber nicht nur das.

Regionen und Gemeinschaften haben ebenfalls Maßnahmen zur Verbesserung der Lage ergriffen.

Die Gemeinden und ihre ÖSHZ stehen ebenfalls im täglichen Dienst derer, die sie am meisten benötigen.

Wir alle sind im Einsatz. 

Unser ganzes Land stellt sich in den Dienst des Kampfes gegen Corona.

Viele Leute fragen mich, wann sie wieder in ihren Alltag zurückkehren können, zum Beispiel in die Schule oder wieder normal arbeiten können.

Wir alle sehnen uns nach einer Rückkehr zur Normalität.

Auf der letzten Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates haben wir beschlossen, dass die derzeitigen Ausgangsbeschränkungen bis zum 19. April gelten.

Diese Frist könnte – wie Sie wissen – bis zum 3. Mai verlängert werden. Wie dem auch sei, wir werden unsere Evaluierung Woche für Woche fortsetzen.

Eines Tages wird diese Herausforderung vollständig überstanden sein.

Obwohl niemand genau voraussagen kann, wann dieser Zeitpunkt kommen wird, so bereiten wir uns doch darauf vor.

Allgemeiner gesagt, wir müssen unser Land auf diesen Übergang vorbereiten. Denn die Rückkehr zur Normalität kann nur allmählich erfolgen.

Dazu umgeben wir uns mit einer Gruppe hochkarätiger Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem sozialen Sektor.

Wir haben einen langen Wiederaufbauprozess vor uns.

Es liegt auf der Hand, dass es ein „Vor-“ und „Nach-Covid-19“ geben wird, sei es in der Art und Weise, wie wir unsere Beziehungen zu anderen sehen, oder in der Art und Weise, wie unsere Gesellschaft im Allgemeinen funktioniert.

Wir müssen sicherstellen, dass wir gestärkt aus diesem Kampf hervorgehen.

Viele von Ihnen schreiben mir direkt oder über veröffentlichte Texte.

Sie stellen Fragen, verleihen Ihren Sorgen und manchmal auch Ihrem Ärger Ausdruck.

Viele von Ihnen sind auch ermutigend und positiv.

In all diesen Schreiben, wie auch immer sie aussehen mögen, spüre ich Ihre Stärke und Entschlossenheit.

Ich sehe auch jede Menge Wohlwollen. Die Sorge um den anderen.

Dies setzt Energien frei. Bei uns. Bei Ihnen. Im ganzen Land.

Ich danke Ihnen dafür.

Lassen Sie uns gemeinsam weitermachen.

Passen Sie gut auf sich selbst und vor allem auf andere auf.